Projektbeschreibungen 2014

Brutvogelfauna im Untersuchungszeitraum 2014 auf ausgesuchten Probeflächen der Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde

Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH), FB Landschaftsnutzung & Naturschutz, Eberswalde.

Für den Erhalt und die Entwicklung einer struktur- und artenreichen Landschaft mit halboffenem Charakter findet aktuell auf großen Teilen der ehemaligen Rieselfelder um die Siedlungslage Hobrechtsfelde eine ganzjährige Ex-tensivbeweidung mit ursprünglichen Rinder- und Pferderassen statt. Ziel ist dabei die Erhöhung bzw. der Erhalt der biologischen Vielfalt sowie die Entwicklung der Flächen als Erholungs- und Naturerlebnisgebiet. Als Teilprojekt der wissenschaftlichen Begleituntersuchung zum E+E-Vorhaben „Rieselfeldlandschaft Hobrechtsfelde“ der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) führte die leguan gmbh bereits im Untersuchungszeitraum 2012 avifaunistische Untersuchungen auf den Weideflächen durch. Im Untersuchungszeitraum 2014 fand eine methodisch und flächenbezogen analoge Erfassung der Brutvogelfauna statt und wurde mit den Resultaten der Kartierung aus dem Untersuchungszeitraum 2012 in Beziehung gesetzt.


Ergebnisse

Insgesamt wurden 107 Brutvogelarten (2012: 99 Arten, 2014: 95 Arten) im gesam-ten Untersuchungsraum erfasst, darunter auch landes- und bundesweit hochgradig gefährdete Arten wie z. B. Krick- und Löffelente, Braunkehlchen, Raubwürger, Wachtelkönig, Wendehals und Zwergdommel. Der Gesamtraum als auch die einzelnen Teilgebiete sind somit überdurchschnittlich artenreich und zeigen entsprechend hohe Diversitätswerte. Weiterhin stellt insbesondere die ehemalige Rieselfeldlandschaft Vorkommenszentren einiger Arten im Berliner Raum dar (z. B. Baumpieper, Kleinspecht, Pirol und Sperbergrasmücke).


(Bildautor: H. Gruß)

Die nachgewiesenen Brutvogelgemeinschaften werden aktuell durch Arten der Halboffenlandschaft (Baumpieper und Goldammer) und häufige Gehölzbrüter (u. a. Amsel, Buchfink, Mönchsgrasmücke) dominiert. Anspruchsvollere Arten der offenen bis halboffenen Landschaft (z. B. Braunkehlchen) beschränken sich derzeit innerhalb des Untersuchungsraumes auf lokal relativ begrenzte Vorkom-men mit rückläufigem Bestandstrend. Die qualitative Zusammensetzung der Brutvogelgemeinschaften als auch die Dominanzstruktur zeigen nicht nur eine relativ hohe zönotische Verwandtschaft, sondern beschreiben auch die aktuelle Strukturentwicklung insbesondere der ehemaligen Rieselfelder. Durch die zunehmende Gehölzsukzession und auch entsprechenden Höhenzuwachs hat vor allem die Gilde der mit Gehölzen assoziierten Brutvögel schon im Verlauf des Untersuchungszeitraumes zugenommen. Auch für die meisten Arten der halboffenen Habitate wurde bei der Abschlussuntersuchung im Jahr 2014 eine deutliche Zunahme der Revierzahl festgestellt, dass unter anderem auch auf die vorangeschrittene Auflichtung der früher geschlossenen Pappelbestände zurückzuführen ist. Zudem hatten die Erhöhung des Totholzanteils (und des Höhlenreichtums) als auch die zwischenzeitlich stattgefundenen Vernässungsmaßnahmen deutliche Effekte auf einzelne Gilden bzw. konkrete Arten (z. B. Höhlen- und Nischenbrüter, Brutvögel der Feuchtlebensräume).

Für einige Arten der halboffenen Lebensräume (z. B. Baumpieper, Goldammer, Neuntöter, Wendehals) aber auch Arten der lichten Altholzbestände (Kleinspecht, Pirol) scheint die derzeitige Ausprägung (der ehemaligen Rieselfelder) einen temporären Optimalzustand darzustellen. Insbesondere für die Arten der halboffenen Lebensräume ist diese Situation durch die starke Gehölzsukzession aber als schon kurzfristig vergänglich zu bewerten.